ANAMUR

Dienstag 19.05.09

 

Doch heute mußte ich einmal ein größeres Stück des Weges hinter mir bringen, denn es liegen ja noch ein paar Km vor mir. So verließ ich den schönen Campingplatz SUNDANCE bei PHASELIS und fuhr an den Touristenhochburgen, Kemer und Antalya schnell vorbei bzw. durch.

Die Fahrt ging an kilometerlangen Hotelburgen vorbei, dann folgten kilometerlange Treibhäuser aus Plastikfolie in denen hier hauptsächlich Bananen und Tomaten gezüchtet werden. Leider übersah ich vor lauter „Guckst Du“ , die antiken Städte Side und Alaharan, die ich mir eigentlich ansehen wollte. So kam ich nach etlichen Stopps auch an Alanya vorbei und einige Kilometer später wurde die Küste wieder extrem steil und mit dem Motorrad wunderbar zu fahren, bei dem sehr geringen Verkehr. An diesem langen Tag kam ich nach ca. 330 km in ANAMUR an. Hier quartierte ich mich im Camping Paradies ein.

Die Anlage war ganz schön aber die Toiletten und Duschen waren nicht so der Hit. Auch der Chef war nicht meine Kragenweite. Ein deutsch sprechender Türke, der jeden herum kommandierte und hinter jeder Lira her war. So war dies bisher mein teuerster, aber bei weitem nicht der beste Platz. Da ich der einzige war der Abendessen wollte, durfte ich am Familientopf mitessen. Eine Art Gemüseeintopf mit einer Art Reis und selbst gebackenen Brot. Es hat allerdings ausgezeichnet geschmeckt. Da wir bereits vor ca. 25 Jahren dies alles bereits gesehen haben, kann ich heute sagen das sich die Südküste gewaltig verändert hat. Zum Beispiel gab es vor 25 Jahren noch unzählige Campingplätze und die bekannten BP Camps mit hervorragender Ausstattung. Jetzt muß man sich durchfragen nach den sehr wenigen noch vorhandenen Plätzen, denn die Ferienanlagen und Hotelburgen wurden an den schönsten Plätzen gebaut, aber zwischen den Großstädten findet man immer noch wunderschöne Plätze und urtümliche Dörfer, in denen die Zeit stehen geblieben zu sein scheint.

Akcakil

Mittwoch 20.05.09

Frühzeitig verließ ich den Platz und besichtigte die direkt daneben liegende Burg Anamur Kalesi. Eine der schönsten und am besten erhaltenen mittelalterlichen Festungen in der Türkei. Sie wurde im 12 Jh. zur Zeit des Kleinarmenischen Königreiches errichtet.

Die anschließenden 50 km ging es wieder abwechslungsreich durch einsame Wälder und an der steilen Küste entlang. Dann machte ich in Aydinci eine kurze Rast und sofort kam wieder jemand und redete auf mich ein woher, wohin und warum alleine. Er wollte mir unbedingt Mosaiken zeigen, so machten wir einen Spaziergang am alten Hafen entlang, bis zu einer Ausgrabungsstätte, die jedoch mit einem Zaun abgesperrt war. Er holte jemanden der uns das Tor öffnete und zeigte mir ein unglaublich gut erhaltenes, ca. 2 x 5m, großes Bodenmosaik, von einem Piratenschiff das die hier gestandene Burg angriff und die Stadt plünderte.

Ich hatte bisher nur sehr freundliche und hilfsbereite Menschen getroffen, auch wenn sie manchmal, wegen Verständigungsproblemen nicht helfen konnten. Nur wenige können ein paar Brocken Englisch, dann wird sich halt mit Händen und Füßen verständigt. Aber es ist immer wieder schön zu sehen wie sie staunend das Motorrad und mich ansehen, wenn sie merken das dies ein Aleman ist.

Bei einem Stopp in einem kleinen Dorf, kam ich zufällig zu einem Markttag für Gemüse, Obst, Kochgeschirr, Teppichen, Stoffen, Kleidern und Werkzeug. Nachdem ich Bananen gekauft hatte und fragte ob ich ein Foto machen durfte, lächelten alle und ich sollte auch von ihnen ein Foto machen, um sich dann laut lachend selbst im Fotoapparat zu bewundern. So mußte ich die Adressen von einigen mitnehmen und versprechen ein Foto zu schicken.

Die letzten 80 km an diesem Tag ging es wieder durch menschenleeres Gebiet, nur mit kleinen Dörfern zwischendurch und weiter der Küste entlang. Schon gegen ca. 14 Uhr erreichte ich mein heutiges Tagesziel, den Campingplatz Akcakil, kurz vor Tasucu. Jetzt fehlen mir nur noch ca 100 km bis zur letzten Stadt an der Küste, dann geht es ab in den wilden Osten.

Donnerstag 21.05.09 VATERTAG

Nachdem der Campingplatz Akcakil mir sehr gut gefallen hat, entschloß ich noch einen Tag hier zu bleiben und den Vatertag zu geniesen. Doch den ganzen Tag auf der faulen Haut zu liegen ist nichts für den Vater. So ließ ich mir vom Campingplatzbesitzer, Infos über die nähere Umgebung geben und Fuhr los um ein paar der nächst liegenden Sehenswürdigkeiten, anzusehen. Zunächst fuhr ich ca. 30 km Richtung Mersin, bog dann bei Atakent von der Hauptstraße ab, Richtung Uzuncaburc. Die geteerte Straße war sehr schmal und mit Löchern übersäht. An nur noch einzelnen Häusern vorbei, zog sich die Straße stetig empor, bis endlich nach ca. 10km ein Schild mit Pasli erschien.

Dann sah ich auch schon die Ruinen, etwas abseits der Straße. Hierher verirren sich sicher nicht viele Touristen, denn diese kleine Ruinenstadt liegt doch ziemlich abseits und versteckt. Ich schlich mich wieder mal alleine durch diese zum Teil noch gut sichtbaren Mauerresten und erst dann bemerkte ich das diese Stadt direkt am Rande einer sehr imposanten Schlucht gebaut wurde. Dann fand ich in den Felsboden hinein geschlagene Wasserzisternen, randvoll mit glasklarem Wasser gefüllt.

Weiter ging es ca. 3km auf unbefestigte Weg, an einsam liegenden Bauernhöfen vorbei zum Grabmal des „Furchtlosen Königs MEZGITKALE“. Ein imposantes Gebäude, noch sehr gut erhalten und ganz alleine mitten in dieser wilden Landschaft stehend. Plötzlich hörte ich ein tiefes Brummeln hinter mir und sah in Richtung Küste eine riesige schwarze Wand, die vom Wind auf mich zugetrieben wurde. Jetzt wußte ich das er mich demnächst zum ersten mal erwischen wird, der Regen. Doch zunächst fuhr ich weiter durch diese tolle einsame und zerfurchte wilde Gegend, in Richtung UZUNCABURC, wo noch sehr gut erhaltene Ruinen zu bestaunen sein sollen. Die Luft wurde jedoch immer frischer, denn der Wind blies die frische Regenluft zu mir. So entschloß ich mich die nächstliegende Hauptstraße zu suchen und den Rückweg anzutreten.

Kaum hatte ich sie gefunden fing es an zu tröpfeln. Gott sei Dank hatte ich meine Regenklamotten dabei. Schnell übergezogen und schon goß es aus allen Wolken. Nun mußte ich auf dieser Seifenstraße die Anhöhe wieder hinunter. Die Serpentinen fuhr ich in Schrittgeschwindigkeit um ja keinen Sturz in dieser einsamen Gegend zu riskieren. Es dauerte ca. 20 min bis ich endlich einen geeigneten Unterstand in einem Friedhof fand. Dort machte ich erstmal Brotzeit und wartete bis diese schwarze Wand über mich hinweggezogen war. Nach ca. 30 min hörte es auf zu regnen, nach weiteren 10 min scheinte wieder die Sonne und ich konnte meine Fahrt weiter Richtung Tal fortsetzen, wo es wieder angenehm warm wurde und meine nassen Klamotten schnell wieder trockneten. In SILIFKE besichtigte ich noch die Burg und fuhr dann direkt zum Campingplatz um diesen Tag gemütlich am Strand ausklingen zu lassen. Ein sehr empfehlenswerter Campingplatz mit sehr guter Bedienung, gutem und preiswerten Essen und guten sanitären Anlagen. Leider nachts etwas zu laut, da sehr nahe an der Küstenstr. liegend. 2 Übernachtungen, 2 Abendessen mit Bier, 60 TL.

 

KHATA

Freitag 22.05.09

Heute wollte ich eine größere Etappe hinter mich bringen, deßhalb verließ ich den guten Platz schon kurz nach 8 Uhr. So war ich wieder mal alleine in einer 130m tiefen Höhle, dieich schon nach 30 min Fahrt erreichte und besichtigen wollte. Aufgrund des gestrigen Regens waren die Felsstufen die hinab führten extrem „slipery“. Zweimal konnte ich mich gerade noch fangen, bevor es mich auf die Schn... haute. Dann drehte ich um, denn ich hatte keine Lust hier stundenlang auf Hilfe zu warten, sollte ich mir hier die Knochen brechen. Als ich wieder bei meinem Moped ankam, kamen wieder lachende Türken, auch Frauen und freuten sich das ein Aleman mit dem Motorrad bis zu ihnen in die Türkei fuhr. Nun gab ich aber Gas und fuhr so schnell es erlaubt war, bis zur kurz vor Mersin beginnenden Autobahn. Hier entschloss ich kurzerhand die Autobahn zu benutzen, entgegen meiner Absicht – keine Autobahn zu benutzen, um heute einen weiten Sprung in den Osten zu machen. Doch auch heute zog ich die Regenwolken an und schon nach ca. 100 km mußte ich wieder auf Taucherklamotten umsteigen. Es wurde empfindlich frisch im Regen ca. 20 Grad und so war ich froh nach einer Stunde Schwimmkurs, wieder die Sonne zu erblicken und mich an den steigenden Temperaturen zu erfreuen.  

Schon bald waren es wieder über 30 Grad Fahrtwind und ich gab ordentlich Stoff. Ja es machte richtig Spaß auf der fast total leeren Autobahn mit erlaubten 120 km dahin zu gleiten. Bei jedem Tankstopp oder Rast an den Rastplätzen kamen wieder die selben lachenden Fragen, woher, wohin und warum alleine, ein gute Fahrt wünschend, eine Einladung zum Tschai trinken, einer spendierte eisgekühlte Fanta, eine Handynummer falls ich unterwegs Hilfe brauchte, oder es holte schnell jemand eine Karte und mir wurde gezeigt wie ich zum Nemrut kam. Ich kann nur sagen, soviel Freude und Herzlichkeit die einem hier ganz offen gezeigt wird und entgegen schlägt, ist ganz große Klasse und macht einem richtig Freude zu reisen in diesem Land, abgesehen von den wunderschönen abwechsungsreichen Landstrichen, den wirklich sehenswerten und interessanten Kulturstätten, dem fantastischen Klima und den extrem niedrigen Preisen.

So schaffte ich es heute bis Khata, ca. 70 km vor meinem ursprünglichen Ziel dem NEMRUT DAG. Die letzten 100 km, von den heute ca. 600 km zurück gelegten, schlauchten mich aber ganz erheblich, denn etliche lange staubige und schwierig zu fahrende Baustellen, bei Temperaturen über 30 Grad, forderten ihren Tribut. Als ich endlich Khata eintrudelte, winkte mir jemand heftig zu, so hielt ich an und er fragte mich ob ich ein Zimmer wollte. Irgendwie sehen diese Schlepper schon von 200m Entfernung, das ich Ausländer bin, ich sagte das ich nach einem Kamping suchte, auch dies hatte er, gleich auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Doch wieder direkt an der Hauptstraße wollte ich nicht im Zelt schlafen, außerdem wollte ich heute kein Zelt mehr aufstellen. So bot er mir ein Zimmer für 25 TL an. Das Hotel und das Zimmer entsprachen nicht mehr als einer Absteige. Aber Hautsache war, die Bettlaken waren sauber und frisch, die Dusche hatte heißes Wasser und die Toilette funktionierte.

Ich sagte wenn ein Frühstück dabei ist dann bleibe ich hier, er willigte ein und ich konnte endlich duschen und mich ins Bett hauen. Später ging ich gegenüber ins Restaurant und habe vorzüglich Chicken mit Reis und Salat gegessen. Leider mußte ich auf ein Bier verzichten, denn dieses Lokal schenkt keinen Alkohol aus, erklärte mir der Ober.


 

NEMRUT DAGI

 






Samstag 23.05.09


Der Tag begann schon mal gut, denn das Frühstückwar OK. Dann düste ich los, heute war der Tag an dem ich meinen östlichsten und höchsten Punkt in der Türkei erreichen sollte. Es waren von Khata bis zum Nemrut noch 70 km. Schon die Anfahrt führte durch schönes Gebiet, doch als ich in die Nähe des Nemrut kam wurde die Gegend unbeschreiblich toll, mit Schluchten, Flüßen, grüne Hügel und steile Felsmassive. Es ging durch winzige Bergdörfer, die bereits durch vorhandene Pensionen, Hotels, Restaurants und Campingplätze, das nahende Ziel andeutete. Dann kam eine Schranke und ich mußte für den Nationalpark Nemrut, 6 TL Eintritt bezahlen. Von hier aus sind es noch 6 km und diese sind seit ein paar Jahren komplett mit Verbundsteinen, für die Touris-Busse, fahrtauglich gemacht worden. Dann sah ich den Gipfel-Schuttberg. Schuttberg deshalb, weil auf dem Nemrut der König Antiochius der Erste von Kommagene,(69 – 34 v. Chr.) dieses monumentale Göttergrabmal errichten ließ und mit einem riesigen 50m hohen Schotterkegel auffüllen ließ. Es gibt eine sogenannte West- und Ostterasse wo ehemals 8-9m hohe Götterfiguren standen. Inzwischen sind die Köpfe durch Erdbeben heruntergefallen und liegen nun am Fuße der Statuen. Einfach unbegreiflich wie die Menschen in der damaligen Zeit solche Steinklötze bewegt und in diese Höhe gebracht haben. Ich war fast alleine auf dem Berg, nur ein deutsches Ehepaar, das bereits zum dritten mal hier ist, störten dieses einmalige Erlebniss. Doch es gab in dieser wilden und kargen Gebirgsregion noch mehr zu sehen. Z.B. Höhlen und Felsnischen die für Dankesgaben an die Götter benutzt wurden, ein Relief mit der Abbildung von König Mithridates und Herakles, Felsinschriften, alte Burgen von König Arsames, die Chabinar Brücke die die Römer erbauten und ein Grabmal des König Mithridates des zweiten das er für seine Mutter Isias und seine Schwester Antiochis errichten ließ. In dieser einzigartigen Gebirgswelt sollte man länger verweilen, weil es wirklich viel interressantes zu entdecken gibt. Jetzt kann ich sagen das sich dieser lange Weg zum Nemrut Dag, sich auf jeden Fall gelohnt hat, ja ich würde sagen das ich gerne noch ein zweites mal, auf jeden Fall wieder mit dem Motorrad , kommen würde. Doch nun treibt es mich wieder nach Westen zur nächsten Station, Kappadokien. Die Fahrt ging über Adiyaman,Gölbasi, Narbak nach Elbistan. Da es bereits 16 Uhr war fragte ich an der erstbesten Tankstelle nach einer Pension oder Hotel. Der Tankwart sprach erfreulicherweise deutsch und gab mir den Tip ins Hotel Sahin zu gehen. Dieser Tip war ausgezeichnet, ein gutes Hotel mit sauberen Zimmern, erstklassigen Service,Wireless und Frühstück für 30 TL ( 15 € ).