KAPPADOKIEN




Sonntag 24.05.09

Gegen 9 Uhr startete ich bei strahlendem Sonnenschein von Elbistan aus, zu dem nächsten Ziel, Göreme im schönen Kappadokien. Schon nach einer halben Stunde wußte ich, heute wird es ungemütlich, denn die Berge die ich auf Pässe von 1900m überqueren mußte, waren in dicken grauen bis dunkelgrauen Wolken gehüllt. Zuerst zog sich die relativ neue Straße in einem immer enger werdeten Tal hoch, in dem die Hänge wie auf dem Mond so karg, aussahen. Tief unten zogen eine Eisenbahn und ein Fluß mit grünem Saum ihre Bahn. Bald wurde es zunehmend frischer und ich zog vorsichtshalber noch ein Shirt zusätzlich an. Doch schon nach einer weiteren halben Stunde der nächste Stop. Diesmal kommen wieder meine Taucherklamotten zum Einsatz, denn die inzwischen schwarzen Wolken öffneten ihre Schleusen, für ein paar Sekunden. Auch die Temperatur ist inzwischen von anfangs 28 Grad nun auf 16 Grad gefallen und der starke kalte Nordwind tat sein übriges. Die Zentraltürkei liegt bereits sehr hoch, so bewegte ich mich ständig auf einer Höhe zwischen 1300 und 1500 m und zwischendurch mal ein Pass mit 1900m. Die Straßen gaben alles her was es zu bieten gab, von sehr breit und gut, bis extrem schmal, schlecht, löchrig, kurvig, teilweise schottrig und teilweise 10 km kerzengerade, wo man locker 120 fahren konnte. Die Fahrt ging über Göksun, Tufanbeyli bis Develi auf fast total leeren Straßen. Manchmal dauerte es ca. 15 min bis man wieder eine Menschenseele oder ein Auto sah.Teilweise durchfuhr ich wunderschöne Gebirgslandschaft, wo es mir leid tat so einfach mal durch zu rasen. Ich durchfuhr einsame Dörfer in denen es aussieht wie vor ein paar hundert Jahren, die Frauen sitzen vor dem Haus auf dem Boden und schlagen mit einem Stock auf Schafwolle ein, andere kochten oder saßen einfach nur zusammen. Die Männer sitzen natülich im Cafe und schlürften ihren Tschai.

Ca. 20 km vor Develi ging es in eine riesengroße, brettebene Pfanne hinab auf 1000m, die zu Füßen eines gigantisch, weißen Kegelberg liegt. Dieser deutlich weithin sichtbarer Vulkankegel ist fast 4000m hoch und sieht mayestätisch aus mit seinem vom Schnee und Eis überzogenen Hängen. Diese Pfanne die eine ca. 30 km fast kerzengerade Straße durchzog, war vermutlich früher ein riesengroßer See. Auf der anderen Seite ging es wieder 1550m hoch, dann sah man bereits die einzeln sichtbaren Berghänge aus Tuffgestein. Nun wußte ich mein Tagesziel war nicht mehr weit.

Als ich in Ürgüp einfuhr traute ich meinen Augen kaum, aus dem vor 25 Jahren, kleinen Bauerndorf, war eine mächtige Geldmaschine der Tourismusbranche gworden. Es war kein altes Haus mehr vorhanden, sondern jetzt standen hier Bankgebäude, Verwaltungsgebäude, Restaurants, Hotels, Springbrunnen und gepflasterte Straßen die voll mit Bussen, Autos und Menschen sind. Die Tuffsteinhöhlen sind nun gefüllt mit vornehmen Pensionen, Nobelherbergen, exclusive Restaurants und monströse Discos mit Lightshows. Ich verlor total die Orientierung und mußte ein paar mal Fragen um nach Göreme, zum Kaja Campingplatz zu kommen. Auf diesem, von allen bisher getroffenen hoch angepriesenen Campingplatz, erwartete mich der nächste Schock. Der Platz war mit einer Gruppe von 22 Wohnwagen und Wohnmobilen aus Holland fast voll belegt. Doch der deutsch sprechende sehr nette Chef gab mir einen schönen Platz. Die einzigen Motorradfahrer waren eine Deutsche mit einem Belgier, jeweils auf einer 1200er GS BMW. Spät am Abend entleerte noch ein Gewitter seine zu schwer gewordene Wolke, bevor ich mich in meinen warmen Schlafsack, den man gut gebrauchen kann, verzog.

GÖREME

 

Montag 25.05.09

Heute heißt es lange schlafen. Doch schon gegen 7 Uhr hörte ich die zischenden Geräusche der Heißluftballone, die hier täglich am frühen Morgen ihre Fahrten unternehmen. Es dürfen sich bis zu 16 Personen in den Korb stellen und 1 Std. bei Sonnenaufgang über dieses wunderschöne Stückchen Erde fahren. Nach einem gemütlichen Frühstück genieße ich erst mal unter dem wolkenlosen Himmel die starke Sonne. Erst gegen 11 Uhr, die Sonne brannte inzwischen heftig, konnte ich mich aufraffen meine lange Hose und den Helm an zu ziehen, um eine Besichtigungstour zu starten. Zuerst versuchte ich es auf einem markierten Fußweg, doch da der immer enger und sandiger wurde, drehte ich vorsichtshalber um, bevor ich mit der schweren Maschine in eine verteufelte Situation geriet. An der ersten Touristenattraktion, dem sogenannten Freilicht-Museum , standen bereits etliche Touri-Busse und spuckten Menschenmaterial aus England, Japan und Deutschland aus. 8 TL Eintritt (4€ ) das ist hier scheinbar der Einheitspreis den man berappen muß, wenn man mal in eine Felshöhle schauen möchte. Doch ich zog langsam der Straße entlang und betrachtete die vielen verschiedenen Tuffstein-Formationen, die der Wind geformt hat, von meinem Moped aus. Dann gelangte ich an die Cavusia-Church und ich bezahlte den verlangten Obulus, um eine Höhle mit zerkratzten Wandmalereien und mit Namensinitzialen verunzierte Tuffstein-Kirche zu sehen. Ein völlig überzogener Preis, kein Wunder das die Bauern hier nicht mehr bestellen, denn vor einer Höhle sitzen und sein Geld zu verdienen und das nicht zu knapp, ist viel einfacher. Schon ein paar km weiter fand ich eine ganze Anzahl von Souvenierläden am Straßenrand „Die nächste Attraktion“, doch diesmal ging ein Rundweg durch eine wunderschöne Tuffstein-Landschaft. So kam ich nach Ürgüp, wo ich in der Stadt ein Hinweisschild „View Point“ sah. Schön, von oben herab auf die Stadt und Umgebung zu schauen, das wollte ich auch machen. Dies hätte ich lieber sein lassen. Die Schilder lotsten mich in immer enger und steiler werdende und mit spiegelglatten Kopfsteinpflaster versehene Gassen. Ich hielt immer wieder an um zu überlegen, weiter oder umdrehen. An umdrehen war schon nicht mehr zu denken, denn es war so steil das die Bremsen das Bike gerade noch im Stand hielten. Also Vollgas und hoch bis zum bitteren Ende, denn plötzlich war Ende. Ein kleiner unebener Platz der mit zwei geparkten Autos belegt war und ich nicht wissend wohin. Mit dem Vorderrad schon zwischen den Autos stehend, fand ich vermutlich mit dem linken Fuß nicht sofort den richtigen Halt und die Maschine neigte sich ganz langsam nach links. Trotz aller Anstrengungen konnte ich sie nicht halten und mußte sie letztendlich los lassen um zur Seite zu springen. Der dabei vollbrachte Salto Mortale von mir, verlief elegant abrollend, ohne jede Blessur. Zufällig beobachteten zwei ältere Männer mein Mißgeschick , einer sprang sofort herbei und half mein Moped mit einem Ruck wieder auf die Räder zu stellen. Er deutete kurz auf einen Kratzer im Lack des VW Passat, den mein Spiegel verursacht hat und verschwand. Nach dem ich mit einiger Anstrengung mein Moped wieder in die richtige Position bugsiert hatte,begann ich sofort mit der Abfahrt in die Höllengasse. „ View Point“ ich hatte für heute genug gesehen. Zurück auf dem Campingplatz, habe ich den Streßschweiß abgeduscht und dann den herrlichen Sonnentag genossen. Am späten Nachmittag kam noch ein Motorradfahrer aus Potsdam, Georg der von Syrien kam und auf dem Rückweg war. Am Abend fuhren wir gemeinsam ins nächste Dorf Ortahisar, zum Abendessen.

KAJA - Camping

 

Dienstag 26.05.09

Die Nacht war kalt und so blieb ich möglichst lange im Zelt, bis einem die Hitze wieder hinaus trieb. Wolkenlos war der Himmel und später viel zu heiß um etwas zu unternehmen. So vertrieben Georg und ich uns die Zeit mit Unterhaltung und faulenzen. Nachmittag zog sich der Himmel jedoch wieder zu und so konnte einem Mittagsschläfchen im Zelt nichts entgegen stehen. Morgen jedoch sollte dem faulen Leben ein Ende gesetzt werden und ich beschloß, Richtung Pamukkale nach Westen zu fahren und die erste Etappe sollte bis Beysehir gehen, ca. 300 km. Georg wollte den kürzesten Weg nach Assos an die Küste nehmen, da er da bei einem Motorradtreffen der VARADERO Fahrer teilnehmen wollte und bereits angemeldet ist. So beendeten wir den Tag wieder bei einem gemeinsamen Abendessen zu einem Spotpreis in einem Restaurant.

AFION (Opium)

 

Mittwoch 27.05.09

Auch heute war langes ausschlafen angesagt, denn meine Etappe heute war nur ca. 320 km bis nach Beysehir. Doch es kam mal wieder ganz anders. Schon um 5 Uhr in der Frühe hörte ich wieder die Windmaschinen die die Heißluftballons aufblasen. Dann war wieder kurze Zeit Ruhe. Doch gegen 6 Uhr ging es richtig los. Das zischende Geräusch wenn die Kapitäne ihre Gashähne aufdrehten, kam immer näher. So bemühte ich mich schlaftrunken aus dem Zelt. Es war eiskalt, ca. 7 Grad. Doch über uns und neben uns Heißluftballons und Heißluftballons. Ich zählte ca. 26 Stück. Ein feuriges Ballon-Spektakel, das sich hier abspielte, denn der Wind trieb sie heute ganz knapp an dem Campingplatz vorbei. Leider fehlte heute der Sonnenaufgang, denn es war ziemlich stark bewölkt. So verschwanden auch manche Ballons über die Wolken in die Sonne. An Schlaf war nicht mehr zu denken und so wurde, nachdem der ganze Campingplatz wach war und dem Schauspiel zu schaute, gleich zum duschen gegangen um die eingefrorenen Glieder wieder auf zu tauen. Dann wurde ein gemütliches Frühstück eingelegt und noch langsamer begonnen zu packen. Bei einer Unterhaltung mit Georg beschloß ich dann doch mit ihm in zwei Tagen an die Küste nach Assos zu fahren um eventuell bei dem VARADERO Treffen dabei sein zu können, wenn ich denn Einlass bekomme. Erst gegen 11 Uhr waren wir dann bereit für die Abfahrt, hatten jedoch ca. 400 km vor uns und so wurde ordentlich Gas gegeben. Erst gegen 5 Uhr trafen wir an unserem uns gesteckten Ziel, in der Stadt Afion, ein. Zwischdurch machten wir jedoch einige Teepausen und so bekamen wir in einer Trucker-Raststätte für 10 TL, das sind keine 5 €, zwei hervorragende Pizzas, einen gemischten Salatteller und Chai-Tee soviel wir wollten. Hier mitten im Lande konnte man hervorragend und extrem billig essen. Angekommen in Afion steuerten wir mitten in der hektischen Stadt das erstbeste Hotel an und  liesen uns die Zimmer zeigen, Das Hotel war gerade am renovieren, aber die bereits fertigen Zimmer konnten wir für 20 € incl. Frühstück, nicht ausschlagen. Unsere Motorräder durften wir mitten in der Hotelhalle parken. Es wurde extra ein altes Türblatt organisiert damit wir die Stufen hinauf fahren konnten. Das Geschaue der Menschen, wenn zwei solche Maschinen mit solchen Typen durch die Stadt fahren ist schon groß, aber dann noch mit den Maschinen die Treppe hoch in das Hotel, das war die Krönung. Nach einer ausgiebigen Dusche machten wir noch einen Spaziergang durch die Altstadt mit dem Basar, um dann in einen Restaurant wieder gut und extrem preiswert, zu Abend zu essen.
Afion ist das größte legale Opium Anbaugebiet. Hier soll man Milch trinken, denn sie heilt so manche Krankheit, weil die Kühe hier bekommen die Pflanzenreste der Opiumpflanze zu fressen.